Deine Besuchermobilität fürs KBK+ nutzen
Unterschiedliche Datenlogik: Crowd Impact vs. CO₂-Kulturrechner
Crowd Impact erfasst die Mobilität deiner Besucher*innen sehr detailliert. In unserer App können mehrere Verkehrsmittel pro Reise kombiniert werden (multimodale Routen), inklusive Zwischenetappen. Dabei gilt die Annahme, dass Hin- und Rückfahrt identisch sind; individuelle Rückfahrten werden nicht separat erfasst. Aus fast allen denkbaren Verkehrsmitteln kann gewählt werden, auch verschiedene Fahrzueggrößen, Kraftstoffe und z.B. Flugklassen werden berücksichtigt, ohne alles auf einen Durchschnittswert zu reduzieren.
Der CO₂‑Kulturrechner (Excel‑Tool) nach dem KBK‑Standard funktioniert hingegen mit vereinfachten Annahmen. Hier ist der Original-Erklärtext aus dem KBK-Rechner 2025:
Bitte erfassen Sie hier die Emissionen durch die Anreise der Besucherinnen und Besucher zu Ihrer Einrichtung und Ihren Veranstaltungen. Tragen Sie je Verkehrsmittel die Besucheranzahl ein sowie die durchschnittliche einfache Anreisedistanz ein. Der Anteil der Besuchenden je Verkehrsmittel sowie die durchschnittliche Anreisedistanz je Verkehrsmittel lassen sich am besten mittels Befragungen ermitteln und auf die Gesamtzahl der jährlichen Besucherinnen und Bescuher [sic!] hochrechnen. Detaillierte Hinweise für die Ermittlung und Erfassung der Daten zur Anreise der Besuchenden finden Sie in der Anleitung zum CO2-Kulturrechner (Kapitel 3.6.1).
Dort wird für die Besuchendenmobilität pro Person also genau ein Haupt-Verkehrsmittel berücksichtigt, und zwar mit einer durchschnittlichen einfachen Entfernung. Das Excel‑Tool verdoppelt diese Distanz intern, um Hin‑ und Rückweg abzubilden. Außerdem sind die Verkehrsmittel auf grobe Kategorien beschränkt: Zu Fuß/Fahrrad, ÖPNV (öffentlicher Nahverkehr), PKW (Auto, gemittelt), Bahn Fernverkehr, Reisebus, sowie Flug (Inland/innereuropäisch/international). Für jede dieser Kategorien hinterlegt das Tool einen Durchschnitts‑Emissionsfaktor (z.B. ein nationaler Mittelwert für alle PKW). Kurz gesagt: Das KBK+ rechnet mit Modal‑Split‑Anteilen, Durchschnittsdistanzen und Standardfaktoren – deutlich grober als unsere Crowd Impact‑Daten.
Was bedeutet das praktisch? Wenn du Crowd Impact‑Daten im CO₂‑Kulturrechner verwenden musst, musst du sie vereinfachen: Alle verschiedenen Verkehrsmittel und Routen deiner Besucher*innen werden auf die wenigen KBK‑Kategorien abgebildet. Multimodale Reisen müssen auf ein Hauptverkehrsmittel heruntergebrochen werden, und exakte individuelle Distanzen werden zu Durchschnittswerten je Kategorie zusammengefasst. Dieser Unterschied in der Datenlogik kann dazu führen, dass die berechneten Emissionen im Excel vom tatsächlich gemessenen Wert abweichen – insbesondere wenn viele Besucher*innen kombinierte Verkehrsmittel nutzen oder z.B. außergewöhnlich oft Fahrgemeinschaften bilden.
Anleitungen zum KBK-Rechner findest du hier zum Nachlesen:

Crowd Impact‑Daten ins KBK‑Format übertragen – ganz einfach per automatisiertem CSV‑Export
Seit Version 1.3.0 besitzt Crowd Impact eine Export‑Funktion, die deine Daten als vereinfachte, aufbereitete KBK‑Daten in einer CSV‑Datei ausgibt. So kannst du sie ohne manuelle Zwischenschritte direkt ins Excel‑Tool einfügen. Der Workflow sieht so aus:
- Export in der App auslösen: In der Bilanz, die du exportieren möchtest, gehe zu Auswertungen → Export → KBK+‑komatibler Export und klicke auf „Export“. Speichere die CSV-Datei in deinem Dateisystem auf dem iPad und übertrage es per AirDrop oder E-Mail, oder speichere es in iCloud, wo du es später am Computer auch aus dem Browser herunterladen kannst.
- CSV in den Kulturrechner importieren: Öffne die CSV-Datei mit Excel, OpenOffice oder Apple Numbers, markiere die Datenzeilen (ohne Kopfzeile) und kopiere die Daten aus der CSV (z.B. mit CMD +C bzw. STRG +C) direkt in die erste leere Datenzeile des Excel‑Sheets (CMD+V bzw. STRG +V). Um die Formatierung nicht mit-einzufügen, nutze CMD+SHIFT+OPT+V bzw. STRG +SHIFT+ ALT +V.
- Ergebnis kontrollieren: Der Kulturrechner berechnet sofort für jede Zeile die Emissionen. Im Reiter Ergebnisse findest du anschließend die Summe für die Emissionen der Besuchendenmobilität.
Die CSV enthält bereits alle notwendigen Spalten in exakt der Reihenfolge, die das Tool erwartet:
Verkehrsmittel | Besucheranzahl | Durchschnittl. Distanz (km einfach) | Datenqualität | Notiz – Datenquelle | Notiz – Kommentar |
---|---|---|---|---|---|
Zu Fuß/Fahrrad | … | … | hoch (Messung) | Crowd Impact v1.3.0 | Export-Datum: … |
ÖPNV | … | … | hoch (Messung) | Crowd Impact v1.3.0 | Export-Datum: … |
PKW | … | … | hoch (Messung) | Crowd Impact v1.3.0 | Export-Datum: … |
Bahn Fernverkehr | … | … | hoch (Messung) | Crowd Impact v1.3.0 | Export-Datum: … |
Flug (Inland) | … | … | hoch (Messung) | Crowd Impact v1.3.0 | Export-Datum: … |
Flug (innereuropäisch) | … | … | hoch (Messung) | Crowd Impact v1.3.0 | Export-Datum: … |
Flug (international) | … | … | hoch (Messung) | Crowd Impact v1.3.0 | Export-Datum: … |
Alle Werte sind bereits auf einfache Strecken umgerechnet, damit die Verdopplung im Excel korrekt funktioniert.

Emissionsfaktoren: Unterschiede zwischen KBK und Crowd Impact
Ein wichtiger Punkt sind die Emissionsfaktoren. Der CO₂-Kulturrechner enthält für jede Kategorie einen hinterlegten Faktor (meist in kg CO₂e pro Personenkilometer), basierend auf deutschen Durchschnittswerten. Diese Faktoren werden jährlich aktualisiert und im Excel-Tool bereitgestellt. So soll sichergestellt werden, dass alle nach dem Kulturstandard mit denselben Annahmen rechnen – das macht die Bilanzen vergleichbar.
Crowd Impact hingegen nutzt teils granularere Faktoren: Wir unterscheiden zum Beispiel verschiedene Autotypen (Benzin, Diesel, Elektro, Größe usw.), Flugklassen, Nah- vs. Fernverkehrszug usw. Unsere Datenquellen sind u.a. das UBA (Umweltbundesamt) und das TREMOD-Modell – also sehr ähnliche Grundlagen, wie sie auch im Kulturrechner verwendet werden. In vielen Fällen stimmen die Zahlen daher grob überein (z.B. liegt der Durchschnitt für einen PKW in beiden bei etwa 0,16 kg CO₂e pro Personenkilometer). Unterschiede entstehen vor allem durch den Detailgrad: Crowd Impact berücksichtigt z.B. Radiative Forcing bei Flügen (Klimawirkung durch Höhenstrahlung), während der KBK-Standard diese aktuell nicht einrechnet (die Excel-Faktoren für Flüge sind „ohne RF“). Auch trennt Crowd Impact die Emissionen nach Tank-to-Wheel (direkte Emissionen) und Well-to-Tank (Vorketten) genauer, während das KBK-Tool pauschale Gesamtemissionsfaktoren nutzt. Zudem können unsere Nutzer*innen oft genauere Infos liefern – z.B. wenn viele Elektroautos oder vollbesetzte Fahrzeuge dabei waren, weichen die realen Emissionen von den Standardwerten spürbar ab.
Hier findest du eine Tabelle der von uns genutzten Emissionsfaktoren:
Wie werden die Verkehrsmittel zu den groberen Kategorien zugeordnet?
Die App ordnet die Verkehrsmittel automatisch den groberen KBK+-Kategorien zu. Dabei wird der motorisierte Individualverkehr (inklusive Taxi, Motorrad und Motorroller) der Kategorie „PKW“ zugeordnet. Öffentliche Verkehrsmittel wie Stadtbus, Straßenbahn und Nahverkehrszug werden als „ÖPNV“ zusammengefasst. Fernbusse werden explizit als „Reisebus“ und Fernzüge (IC, ICE) als „Bahn Fernverkehr“ kategorisiert. Für Flugreisen entscheidet die App anhand der Reisedistanz, ob es sich um einen Inlandsflug (bis 700 km), einen innereuropäischen Flug (bis 3.700 km) oder einen internationalen Flug handelt. Nicht-motorisierte Fortbewegung wie Gehen oder Radfahren, aber auch E-Bike oder E-Kickscooter werden der Kategorie „Zu Fuß/Fahrrad“ zugewiesen. Andere, seltene Verkehrsarten wie Fähren werden „ÖPNV“ zugeordnet.
Kann man eigene Emissionsfaktoren im KBK-Excel nutzen? Ja, es gibt technisch die Möglichkeit, im Tabellenblatt „Emissionsfaktoren“ eigene Werte einzutragen und über neue Dropdown-Einträge auszuwählen. Allerdings warnt das Handbuch, dass bei Nutzung eigener Faktoren die Standard-Konformität nicht mehr gegeben ist. (Anders gesagt: Du darfst es für deine interne Genauigkeit tun, aber ein offiziell nach KBK+ zertifiziertes Ergebnis sollte die vorgegebenen Faktoren verwenden – außer in Sonderfällen.) Da du bereits detaillierte Auswertungen in der Crowd Impact App hast, bieten wir für den Export für den CO₂-Kulturstandard nur die dort standardmäßig aufgeführten Verkehrsmittel an.

Alles vereinfachen oder echte Emissionen nutzen?
Diese Frage hast du dir vielleicht schon gestellt: Müssen wir die Crowd Impact Daten wirklich so stark vereinfachen? … Leider verlangt das der KBK+ Rechner derzeit. Der Excel-Rechner ist nicht in der Lage, komplexe Anreisen abzubilden. Das hat Konsequenzen, über die wir offen sprechen möchten:
- Multimodale Reisen werden unvollständig erfasst: Wenn jemand z.B. 10 km mit dem Auto zum Bahnhof fährt und dann 50 km mit dem Zug weiterreist, müssen wir einen Hauptmodus wählen. Nehmen wir an, wir ordnen diese Person der „Bahn Fernverkehr“ zu mit 60 km Distanz. Dann rechnet das Excel nur die Zug-Emissionen (60 km * Faktor Bahn) und ignoriert die Auto-Emissionen völlig. Das Ergebnis ist zu niedrig. Hätten wir umgekehrt „PKW“ als Hauptverkehrsmittel gewählt (60 km mit PKW-Faktor), wären die Zugemissionen unter den Tisch gefallen. In beiden Fällen geht ein Teil verloren. Bei vielen solchen Fällen (Stichwort „letzte Meile“ mit dem Auto oder Zubringerbus) summieren sich die fehlenden Emissionen. Deine Bilanz erscheint sauberer, als sie tatsächlich ist – was zwar hübsch aussieht, aber nicht der Transparenz entspricht, die wir uns wünschen.
- Keine Anerkennung für Fahrgemeinschaften: Crowd Impact könnte genau zeigen, wenn Besucher*innen Fahrgemeinschaften bilden (mehrere Personen pro Auto). Unsere App berücksichtigt solche Angaben und verteilt die Emissionen auf die Mitfahrenden. Im KBK-Excel gibt es jedoch keine Möglichkeit, eine höhere Fahrzeugbelegung einzutragen. Der Faktor für PKW ist starr und basiert wohl auf einem Durchschnitt (ca. 1,5 Personen/Auto). Wenn deine Besucher im Schnitt zu dritt im Auto saßen, hättest du real nur halb so viele Emissionen pro Kopf wie angenommen – das Excel bleibt aber bei 0,166 kg/Pkm. Du wirkst also schlechter, als du bist. Umgekehrt, falls überwiegend Einzelpersonen im SUV anreisen, könnte das Excel dich besser dastehen lassen als die Realität. Beide Fälle sind ungerecht im Sinne der Bilanzierung.
- Differenzierte Verkehrsmittel werden vereinheitlicht: Hast du viele E-Autos oder z.B. viele Anreisende in Nahverkehrszügen im Einsatz, so könntest du mit Crowd Impact genau rechnen. Im Kulturrechner mündet aber alles in „PKW“ bzw. es gibt gar keine Kategorie für Nahverkehrszüge, sondern einen groben Faktor für alle Verkehrsmittel des ÖPNV. Ähnlich bei Flugreisen: Ob jemand Economy oder Business Class fliegt, macht einen großen Unterschied für den Pro-Kopf-Ausstoß – Crowd Impact würde das trennen (ab Version 1.3.2), KBK+ hingegen nutzt einen Durchschnittswert pro Strecke für alle Flugklassen.
Angesichts dieser Punkte könnte man sagen: Warum nicht gleich die Gesamtemissionen nutzen, die Crowd Impact liefert? – In der Tat wäre es ideal, wenn man dem Excel-Tool einfach eine Summe X Tonnen CO₂e für die Besucheranreisen übergeben könnte. Allerdings ist das Tool so nicht konzipiert – es will die Berechnung selbst durchführen, ausgehend von Aktivitätsdaten (Personenkilometer). Einen Workaround gäbe es: Man könnte alle Besucher als eine Gruppe eintragen mit einer durchschnittlichen Distanz von 1 km, und als Emissionsfaktor direkt den Emissionen-pro-Besucher*in-Wert hinterlegen. Dadurch würde das Excel praktisch „Gesamtemissionen pro Kopf“ multiplizieren. So ließen sich die Gesamtemissionen pro Besuch aus Crowd Impact direkt abbilden. Dieser Ansatz erfordert aber, die Emissionen pro Besucher*in als sogenannten Eigenfaktor in die Emissionsfaktoren einzutragen (wie oben beschrieben) und ist etwas knobelig. Zudem verliert man damit komplett die Aufteilung nach Verkehrsmitteln in der Darstellung.
Unserer Meinung nach ist es derzeit sinnvoll, die Crowd Impact-Daten für das Excel-Tool zu vereinfachen, auch wenn man eine Menge gute Informationen wegwirft – schon weil viele Fördergeber oder Berichtssysteme explizit die KBK+-Struktur verlangen. Dabei solltest du dir aber der oben genannten Verzerrungen bewusst sein.
Dokumentiere ggf. gegenüber deinem Auftraggeber oder intern, dass die in KBK angegebenen Emissionen verzerrt sind (Transparenz!). Nutze die Crowd Impact Detaildaten auf jeden Fall weiter: Zum Beispiel kannst du in deinem Nachhaltigkeitsbericht erwähnen, dass laut Crowd Impact die Besucherreisen tatsächlich XY t CO₂e betrugen, während nach Standard nur XY’ t CO₂e ausgewiesen wurden. So schaffst du Bewusstsein dafür, wo der Standard vielleicht noch Lücken hat. Kurzum: Crowd Impact liefert dir die exakten Emissionen, aus denen du auch besser Maßnahmen ableiten und überprüfen kannst. Der KBK-Rechner will nur einen Wert für die Bilanz, der Fokus liegt allein auf der Vergleichbarkeit.
Quellen: Die Informationen in diesem Beitrag basieren auf dem Handbuch zum CO₂-Kulturrechner, dem CO₂-Kulturstandard (KBK) selbst, sowie auf unseren eigenen Erfahrungen mit der Crowd Impact App und Bilanzen, an denen wir mitgearbeitet haben.
Für weitere Details empfehlen wir die Lektüre der offiziellen Anleitung zum CO₂-Kulturrechner und natürlich einen Blick in unsere Crowd Impact FAQs (bei Fragen stehen wir jederzeit zur Verfügung! → Kontakt auf der Website oben rechts).
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